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Donnerstag, 16. Mai 2024

Tenzin? Oder doch Korra?

Der Dalai Lama im Jahr 2012.
(Foto: Christopher Michel /
Wikicommons)
Gestern gabs im "Tagi" drei Listen: die beliebtesten Namen für Neugeborene im letzten Jahr in der Stadt Zürich. Bei den Mädchen steht Sofia (samt ähnlichen Schreibweisen) ganz oben, gefolgt von Olivia und Ella. Bei den Buben Leo vor Louis und Leonardo. Die dritte Liste nennt die fünf häufigsten Unisex-Namen im Jahr 2023: Luca, danach Lou, Laurin und Youri. Wie? Ich hätte jetzt bei Laurin und Youri gesagt, das seien eindeutig Bubennamen. Auf Platz fünf der Unisex-Liste steht Tenzin. Der Name bezeichnet eine Person männlichen oder weiblichen Geschlechts, die die buddhistische Lehre behütet und verteidigt; der heutige Dalai Lama heisst so, Tenzin Gyatso. Ich denke allerdings, eine andere, fiktive Person könnte in Zürich gewirkt haben. In der amerikanischen Fantasy-Zeichentrickfilm-Serie "Die Legende von Korra" von 2012, in der es um Figuren geht, die die vier Elemente kontrollieren können, gibt es einen Tenzin. Er ist der Bub, der der Hauptfigur Korra, einem Mädchen, das Luftbändigen beibringt. Oh, mir fällt grad ein, Korra wäre ein hübscher Vorname, oder?

Mittwoch, 15. Mai 2024

Mein Muttertagsschock

Das Appenzeller Volkskunde-Museum in Stein, Appenzell Ausserrhoden.
Infoplakat vor dem Museum.
Ich bin in Stein AR aufgewachsen, von dort kommt meine Familie, ich bin auch Steiner Bürger. Ich hänge an Stein. Umso schockierter war ich, als ich am Muttertag mit meiner Mutter in Stein im Restaurant der Appenzeller Schaukäserei essen ging. Die Schaukäserei ist mit dem Appenzeller Volkskunde-Museum gepaart, die zwei Gebäude stehen auf dem weitläufigen Areal nebeneinander, viele Leute von auswärts besuchen grad beide Einrichtungen, wenn sie nach Stein kommen. Und jetzt verkündete da doch tatsächlich vor dem Museum ein Plakat, dieses sei seit dem 2. April "vorübergehend" geschlossen. "Für einen derzeit unbestimmten Zeitraum." Hatte ich nicht gewusst. Finanzielle Probleme sind schuld an der Schliessung. Die Erträge aus Eintritten, Führungen und dem Shop sowie die Gelder von der Gemeinde und dem Kanton reichten offenbar nicht aus, um den Betrieb nachhaltig zu finanzieren. Auch ist das Museum in die Jahre gekommen, einiges müsste erneuert werden, doch allein der Unterhalt des Hauses kostet viel. Sentimentale Erinnerung: 1987 berichtete ich als Jungjournalist für die "Appenzeller Zeitung" über die Einweihung. Wie stolz ich damals war auf unser modernes Museum, das weit mehr war und ist als ein Retro-Heimatmuseum und in den letzten Jahrzehnten immer wieder tolle Ausstellungen geboten hat. Geht es irgendwie doch weiter, findet sich eine Lösung? Ich hoffe es.

Dienstag, 14. Mai 2024

Die Raketenkirche

Schmal und hoch: die Herz-Jesu-Kirche in Lungern.
Blick von der Kirchenterrasse samt Friedhof zur
Südspitze des Lungerersees, hinten die Dundelbachfälle.

Reist man per Bahn von Luzern zum Brünig, gibt es in Lungern den Moment, wo man nach dem Halt am Bahnhof wieder losfährt. Das Zahnrad greift, der Zug beginnt zu klettern – und jetzt sieht man zur Rechten die am Dorfrand auf einem Hügel platzierte Pfarrkirche, die schnell in der Tiefe zurückbleibt. Hundert Mal habe ich diesen Anblick genossen. Und nun habe ich am Samstag erstmals, mit meinem Jakobspilger-Grüppli, die Kirche besucht. Verrückt, wie herrschaftlich sie sich über einem aufbaut, wenn man ihr von unten zustrebt. Wie schmal und aggressiv sie sich in den Himmel bohrt, der Vergleich mit der Raketenglace ist nicht falsch. Und diese Kaskadentreppe, sie hat schon fast die Dimension der Pariser Sacré-Coeur-Treppen. Ich könnte nicht sagen, dass mir die Herz-Jesu-Kirche von Lungern speziell gefällt. Neogotik habe ich schon immer ein wenig seltsam gefunden, das Mittelalter war ja doch seit mehreren Jahrhunderten vorbei, als der Retrostil im 19. Jahrhundert aufkam. Aber Eindruck macht die Pfarrkirche von 1893 auf jeden Fall.

PS: Morgen muss ich hier von meinem Schock am Muttertag berichten.

Montag, 13. Mai 2024

Wasserwandern

Er "stübte" erfrischend: der Untere Dundelbachfall in Lungern. 57 Meter hoch ist er.

Wasser dominierte Etappe zwölf auf dem Schweizer Jakobsweg, die uns am Samstag von Sachseln via Giswil nach Lungern führte. Wir waren angetan von der Weite und den lauschigen Uferpartien des Sarnersees und waren später, eine Geländestufe höher, ebenso angetan vom speziellen Blau des Lungerersees, eines gestauten Natursees, dessen Schönheit nicht einmal der tiefe Wasserspiegel entscheidend schmälern konnte. Wir überquerten zudem die Kleine Melchaa und gleich zwei Mal die Giswiler Aa. Und wir kamen, kurz vor Ende der viereinhalbstündigen Wanderung (455 Höhenmeter aufwärts, 175 Höhenmeter abwärts), in Lungern zum Unteren Dundelbachfall. Der führte erfreulich viel Wasser, immer gut, wenn man Wasserfälle im Frühling besucht. Den späten Zmittag nahmen wir gleich nach der Wasserfall-Visite im Restaurant des Campingplatzes Obsee in Lungern. Dort tranken wir, weil es sommerlich warm war und wir richtig Durst hatten, nicht Rotwein, sondern Bier. Also letztlich … Wasser.
An der Nordspitze des Lungerersees. Am rechten Ufer (Blickrichtung) zogen
wir im Folgenden nach Lungern. Hinten in Weiss das Wetterhorn und Nachbargipfel.
Stilvolle Badehüttli am Sarnersee.

Sonntag, 12. Mai 2024

Bliomä-Meitli


Gestern machte ich in Lungern dieses Foto. Und fragte mich, was wohl ein deutscher Urlauber aus, sagen wir mal, Hannover denkt, wenn er Richtung Brünig fährt, im Dorf einen Halt einlegt und das Schild sieht. "Bliomä-Meitli"? Fragt sich der Mann womöglich, ob die Geschäftsinhaber aus der Mongolei kommen? Oder merkt er tatsächlich, dass das Alemannisch ist und "Blumen-Mädchen" bedeutet? Es ist möglich. Aber nicht sicher. Was mich angeht, so war ich gestern, als wir im Kanton Obwalden auf dem Schweizer Jakobsweg unterwegs waren, wieder einmal fasziniert vom örtlichen Dialekt. Mir gefällt er unheimlich. Wie armselig "Huus" (Haus) klingt, wenn man "Huis" danebenstellt.

Samstag, 11. Mai 2024

Mir war nicht nach Schieben

Am Auffahrtstag las ich im Zug im Bahnhof Rüti, wo ich Richtung Tösstal umgestiegen war, ein Inserat des Bahnunternehmens. Die suchen Lokführer und Lokführerinnen, es klingt ein wenig verzweifelt. Ich war dann sehr erfreut, dass der Zug auch wirklich losfuhr, dass also vorne im Führerstand jemand sass. Ich hätte keine Lust auf Schieben gehabt.

PS: Heute wird wieder gepilgert, geplant ist, dass wir auf dem Jakobsweg von Sachseln via Giswil nach Lungern gehen. Wir kommen dem Brünig somit entscheidend näher; der Pass ist seit Wochen unser nächstes grosses Ziel, wir werden auf ihm von der katholischen Innerschweiz in den reformierten Kanton Bern übertreten. Aus dem Reich des Pilatus und der Rigi in das Reich von Eiger, Mönch und Jungfrau.

Freitag, 10. Mai 2024

Solothurner Betten


Schloss Blumenstein, ein barocker Landsitz, ist seit mehr als 70 Jahren das historische Museum der Stadt Solothurn. Kürzlich war ich dort, schaute mich um, sah zwei Betten. Im prächtigen roten Bett schlief die Herrin, im einfachen Kastenbett einen Stock höher die Zofe. Das Kastenbett hat auch etwas, fand ich vor Ort. Sicher fühlt es sich geborgen an, in ihm zu schlafen. Wobei ich nicht weiss, wie viel Ruhe der Zofe vergönnt war. Wenn die Herrin rief, musste sie über eine enge Treppe in deren Boudoir absteigen. Zwei Solothurner Betten, getrennt und verbunden zugleich.